Karl Leonhard Reinhold<br>Versuch einer neuen Theorie des Vorstellungsvermögens, Teilband 1<br>Einleitung, Vorrede, Erstes Buch<br><br>Mit einer Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von Ernst-Otto Onnasch.<br>PhB 599a. 2010. CLVII, 210 Seiten.<br>978-3-7873-1934-3. Leinen 68.00<br><br>Karl Leonhard Reinholds Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens (1789) ist aufgegliedert in eine lange Vorrede und drei Bücher. In der Vorrede und im ersten Buch stellt der Autor die epochale Bedeutung der kritischen Philosophie heraus. Im zweiten Buch folgt die eigentliche Theorie des Vorstellungsvermögens, von der aus im dritten Buch Kants wichtigste (...) Entdeckungen in der Kritik der reinen Vernunft, nämlich die Unterscheidung von Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft, neu dargestellt werden. Hier liefert Reinhold eine eigene und höchst originelle Ableitung der Kategorien und der Ideen.<br><br>In seiner Einleitung beschreibt der Herausgeber Reinholds philosophische Entwicklung und erweist ihn als einen eigenständigen Denker mit einer ganz eigenen philosophischen Agenda, die er allerdings auf eine sehr geschickte Weise mit dem philosophischen Anliegen Kants zu verbinden vermochte: Reinholds Philosophie war, entgegen der überkommenen Einschätzung, alles andere als epigonal und von enormer Bedeutung für die Ausprägung und Genese der Philosophie des deutschen Idealismus.<br><br>Bereits mit seinen populären Briefen über die Kantische Philosophie (1786/87) traf Reinhold den Nerv der Zeit und setzte damit die kritische Philosophie Kants für ein breiteres Publikum auf die philosophische Agenda (nur wenige der Zeitgenossen lasen Kant im Original, die meisten bezogen ihr Urteil über Kant aus den Briefen). Der Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens ist dann sein erstes großes theoretisches Werk mit eigenem Anspruch. Reinhold präsentiert es als einen Versuch, die kritische Philosophie auf der Grundlage des Vorstellungsvermögens allgemein verständlich zu machen.<br>. (shrink)
This paper presents the correspondence in the year 1799 between Jeronimo de Bosch, the curator of the university of Leiden, and Kant or rather F. Th. Rink, who obviously was writing on behalf of Kant. The correspondence was initiated by a letter that de Bosch sent on 6 July 1799 to Kant accompanied by a lengthy poem on Kant's ethics. This paper presents two critically-edited, hitherto unknown letters by Rink to De Bosch and an autograph by Kant. These letters provide (...) us with new materials pertaining to the development of and Kant's involvement in Rink's edition of Mancherley zur Geschichte der metacritischen Invasion, the so-called „Gedächtniszettel“ and Kant's activities in the summer of 1799 while editing his so-called Opus postumum. It also sheds new light on the reception of Kant's philosophy in Holland, mainly with respect to De Bosch's Kantian sources. (shrink)
This paper analyzes, first, the reception of Schelling’s philosophy in the environment of Kant in Königsberg, and second in Kantian writings published by his students Jäsche and Rink. – The only two passages Kant mentions Schelling are to be found in the latest leaves of the Opus postumum. Here Schelling’s philosophy is characterized as transcendental idealism. In current research it became rather common to interpret these passages as a positive account of Schelling’s philosophy, moreover, that Kant recognized Schelling’s transcendental idealism (...) as an improvement of his own philosophy. However, in the latest leaves of the Opus postumum the term transcendental idealism is – remarkably – strongly linked with Spinozism. In this paper I argue, thirdly, that Kant in the Opus postumum employs transcendental idealism in a negative way in order to distinguish his own transcendental philosophy clearly from the wrong philosophical account transcendental idealism brings forward. (shrink)
This volume comprises studies written by prominent scholars working in the field of German Idealism. These scholars come from the English speaking philosophical world and Continental Europe. They treat major aspects of the place of religion in Idealism, Romanticism and other schools of thought and culture. They also discuss the tensions and relations between religion and philosophy in terms of the specific form they take in German Idealism, and in terms of the effect they still have on contemporary culture. The (...) authors consider figures such as Kant, Fichte, Hegel, and Jacobi. The book will prove very informative to researchers and teachers working in the fields of philosophy, philosophy of religion, and classical German philosophy. (shrink)
This contribution presents for the first time in critical edition two early speeches written by Reinhold. Reinhold wrote them in 1783 to be delivered during meetings of the Viennese Masonic Lodge “Zur wahren Eintracht” (To True Harmony) of which he was a member. The first, “Über die Kunst des Lebens zu genüssen” (On the art of enjoying life), discusses the best way for Masons to wisely deal with the joys and pains of life. In the second, “Der Werth einer Gesellschaft (...) hängt von der Beschaffenheit ihrer Glieder ab” (The worth of a society depends on the disposition of its members), Reinhold discusses the nature of the Masonic society from an Illuminatist point of view. This second speech is especially relevant with regard to Reinhold’s views on the Enlightenment and his later reception of Kant. (shrink)
This paper presents the correspondence in the year 1799 between Jeronimo de Bosch, the curator of the university of Leiden, and Kant or rather F. Th. Rink, who obviously was writing on behalf of Kant. The correspondence was initiated by a letter that de Bosch sent on 6 July 1799 to Kant accompanied by a lengthy poem on Kant's ethics. This paper presents two critically-edited, hitherto unknown letters by Rink to De Bosch and an autograph by Kant. These letters provide (...) us with new materials pertaining to the development of and Kant's involvement in Rink's edition of Mancherley zur Geschichte der metacritischen Invasion, the so-called „Gedächtniszettel“ and Kant's activities in the summer of 1799 while editing his so-called Opus postumum. It also sheds new light on the reception of Kant's philosophy in Holland, mainly with respect to De Bosch's Kantian sources. (shrink)
Sicher nicht problematisch ist die Behauptung, daß Fichte in seiner Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre von 1794/95 eine Begründung der Transzendentalphilosophie unternimmt. Von großer Wichtigkeit muß deshalb auch die Frage sein, ob ihm das auch gelungen ist. Ich will die Problemstellung der Grundlage von 1794/95 zunächst im Ausgang von Kant und Reinhold entwickeln und anschließend auf ein Begründungsproblem eingehen, das m. E. weder von Fichte noch von der neueren Forschungsliteratur angemessen berücksichtigt ist. Vorausgreifend kann dieses Problem so bestimmt werden, daß Fichte (...) die Qualitätskategorie der Realität - das »Ich bin« des ersten Grundsatzes - nicht mit dem dritten Grundsatz der Bestimmung in Einklang bringen kann, da die Limitation oder die Bestimmbarkeit von Fichte quantitativ und nicht qualitativ verstanden wird. (shrink)
Sicher nicht problematisch ist die Behauptung, daß Fichte in seiner Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre von 1794/95 eine Begründung der Transzendentalphilosophie unternimmt. Von großer Wichtigkeit muß deshalb auch die Frage sein, ob ihm das auch gelungen ist. Ich will die Problemstellung der Grundlage von 1794/95 zunächst im Ausgang von Kant und Reinhold entwickeln und anschließend auf ein Begründungsproblem eingehen, das m. E. weder von Fichte noch von der neueren Forschungsliteratur angemessen berücksichtigt ist. Vorausgreifend kann dieses Problem so bestimmt werden, daß Fichte (...) die Qualitätskategorie der Realität - das »Ich bin« des ersten Grundsatzes - nicht mit dem dritten Grundsatz der Bestimmung in Einklang bringen kann, da die Limitation oder die Bestimmbarkeit von Fichte quantitativ und nicht qualitativ verstanden wird. (shrink)
This paper deals with the importance of Fichte’s first visit at the Stift of Tübingen on his philosophical development, ultimately leading to the formulation of the outlines of his wl 1794/5. This paper aims to show that Fichte had been forced to his criticism of Reinhold and than that of Kant by arguments addressed by the Tübingen professor Johann Friedrich Flatt. Therefore, Fichte’s own presentation of his philosophical awakening, attributed to the influence of his Aenesidemus-reading seems to be a skilful (...) retouching of the historical facts. If the presented hypothesis can take some plausibility it opens an interesting perspective on the development of post-Kantian philosophy, as Flatt’s criticism of Reinhold and Kant was not only of importance for Fichte, but also for Hegel and Schelling, albeit denied by all of them.In diesem Beitrag soll gezeigt werden, dass Fichte zu seiner Kant- und Reinhold-Kritik und damit letztendlich auch zu den ersten Schritten auf dem Wege zu seiner eigenen philosophischen Position – ausmündend in die wl von 1794 – auch durch die Kritik Johann Friedrich Flatts an Kant und Reinhold genötigt wurde. Die spätere Darstellung seiner Anfänge durch Fichte selbst, die dem Einfluss der Aenesidemus-Lektüre für seine philosophische Entwicklung die größte Wirksamkeit zuschrieb, könnte unter diesem Aspekt als eine geschickte Retouche der historischen Tatsachen bewertet werden, auf die es in diesem Beitrag geht. Kann die hier aufgestellte Hypothese einige Plausibilität für sich beanspruchen, eröffnet sich eine interessante Perspektive auf die weitere Ausbildung der nachkantischen Philosophie, sofern Flatts Kant- und Reinhold-Kritik nicht nur für Fichte, sondern auch für Hegel und Schelling einen wichtigen – wenn auch von ihnen verleugneten – Stellenwert hatte. (shrink)