Abstract
Verbunden mit dem drohenden Verlust von kognitiven Kapazitäten und der Veränderung der eigenen Persönlichkeit, ist zu vermuten, dass bei Demenzerkrankungen ein Sinnverlust vom Erkrankten befürchtet wird. Es ist Aufgabe dieses Papers aufzuklären, was es mit einer solch meist diffus empfundenen Angst auf sich hat. Dazu wird ein Deutungsangebot gemacht, das auf die Sinnkonzeption Susan Wolfs zurückgreift. Es wird gezeigt, dass es möglich ist, bis zu einem gewissen Grad der Demenz ein sinnvolles Leben zu führen – ein Leben, bei dem subjektiv Anziehendes und rational Wertvolles zusammengreifen müssen. Dies ist möglich, weil ein Mensch mit Demenz noch über entsprechende Fähigkeiten der Wertschätzung verfügt und eine Hilfsbedürftigkeit der Befähigung zu einem sinnvollen Leben nicht widerspricht. Bei einer sehr schweren Beeinträchtigung der kognitiven Kapazitäten wird es hingegen nicht mehr möglich sein, ein solches Leben zu leben; die solcherart erkrankte Person wird dies aber auch nicht mehr vermissen. Wenn das, was man mit der Demenzerkrankung zu verlieren befürchtet, durch das Sinnverständnis Wolfs getroffen ist, dann sollte man diese Überlegungen bei der Beurteilung einer empfundenen Angst berücksichtigen.