Abstract
Angesichts begrenzter anderweitiger Behandlungsmöglichkeiten wird der Gabe von Antidementiva in der gegenwärtigen medizinischen Demenz-Behandlung eine besondere Bedeutung zugeordnet. Eine evidenzbasierte ethische Analyse unter den Kriterien des Wohlergehens, des Nicht-Schadens, der Autonomie und der Gerechtigkeit zeigt jedoch, dass die Bedeutung von Antidementiva oftmals überschätzt wird und die Erwartungen zu hoch sind: Die Wirksamkeit von Antidementiva ist rein symptomatisch, sie fällt bei einer großen Anzahl an Patienten nur gering aus und bleibt für manche Patienten ohne Nutzen. Zudem sind Antidementiva mit Schadensrisiken behaftet und verbrauchen finanzielle Ressourcen, deren Verteilung auf verschiedenen Ebenen zur Diskussion steht. Angesichts dieser Schwierigkeiten tritt eine bislang nur unzureichend beantwortete Grundfrage des Umgangs mit Demenz-Patienten in den Vordergrund: An welchen Zielen soll sich die Behandlung orientieren? Der folgende Artikel analysiert diese Frage vor dem Hintergrund der Grundstrukturen der derzeitigen Demenz-Behandlung und fordert hier zu einem grundlegenden Umdenken auf