Sinn- eine dritte Dimension des guten Lebens?

Zeitschrift für Praktische Philosophie 5 (2):55-78 (2018)
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Abstract

Die These, dass neben dem Wohlergehen und der Moral der Sinn eine dritte, irreduzibel eigenständige und fundamentale Dimension des guten Lebens darstellt, hat im Zuge des erneuten Interesses an der Kategorie des Sinns breite Beachtung gefunden. Das Ziel dieses Beitrags besteht erstens darin zu erkunden, was diese These eigentlich beinhaltet. Bei näherer Prüfung zeigt sich nämlich, dass die These auch und gerade von ihren Vertretern bisher überwiegend durch Appelle an Intuitionen und durch Abgrenzung zu alternativen Positionen, aber eben nur unzureichend positiv motiviert und konturiert wurde. Insbesondere wird vorgeschlagen, zwischen einer axiologischen und einer rationalitätstheoretischen Variante der These zu unterscheiden. Während Sinn gemäß der axiologischen Eigenständigkeitsthese eine irreduzibel eigenständige, fundamentale Wertdimension bildet, entlang derer ein Leben als mehr oder weniger gut qualifiziert werden kann, behauptet die rationalitätstheoretische Eigenständigkeitsthese, dass Sinn eine irreduzibel eigenständige, fundamentale Quelle praktischer Gründe bildet. Diese Unterscheidung ist nicht zuletzt deshalb bedeutsam, weil die zweite These die erste vorauszusetzen scheint, während das Umgekehrte nicht gilt: Selbst Hauptvertreter der axiologischen Eigenständigkeitsthese machen sich die rationalitätstheoretische Variante nur mit großen Einschränkungen zu eigen, die wiederum zu kritischen Fragen auch an die axiologische Fassung Anlass geben. Zweitens soll im Zuge einer Erkundung des durch die axiologische wie auch durch die rationalitätstheoretische Version der Eigenständigkeitsthese aufgespannten Problemfeldes gezeigt werden, dass bisher keine überzeugenden Argumente für die Eigenständigkeitsthese vorgebracht und auch keine plausiblen inhaltlichen Kandidaten für eine Theorie des Sinns, die die Anforderungen an eine solche eigenständige Dimension des guten Lebens und Quelle praktischer Gründe sui generis erfüllen würden, identifiziert werden konnten. Des Weiteren sprechen auch allgemeine wert- und rationalitätstheoretische Erwägungen gegen die Annahme einer solchen Dimension.

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University of Zürich

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