Freiburg: Verlag Karl Alber (
2015)
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Abstract
Wachsein ist in der abendlandischen Philosophie ein Randthema. In psychologischem und medizinischem Kontext ist das Wachsein meist nur Thema in der Perspektive der dritten Person: Man beschreibt, wie sich andere verhalten, wenn sie wach sind. Dieses Buch halt sich an die Perspektive der ersten Person. Es geht um das subjektive Erleben, darum, wie es fur mich ist, wach zu sein. Das ist uns vertraut und gerade deswegen fremd und unbefragt. Zumeist hintergrundig bewusst, wird es erst explizit, wenn das Erleben gestort wird. Im Zentrum steht die These, es fuhle sich irgendwie an, wach zu sein. Wachsein bestehe in unterschiedlichen Gefuhlen bestimmter Struktur, die man als "Selbstgefuhle" bezeichnen kann, weil ich in ihnen in strengerem Sinn auf mich bezogen bin als in anderen Gefuhlen. Eine Theorie der Gefuhle, die auf Brentano und Meinong zuruckgeht, nach der Gefuhle Modifikationen von Strebungen sind, macht dies verstandlich und zeigt, wie sich Gefuhle des Wachseins von anderen Gefuhlen unterscheiden. Die Philosophische Bedeutung des Wachseins resultiert aus den Beziehungen zu einigen klassischen Problemen der Philosophie: zum Selbstbewusstsein, zur freien Entscheidung sowie zum Ursprung des Bewusstseins. Zudem bildet es das Medium, in dem uns etwas bewusst ist. Wir mussen nicht wissen, was Wachsein ist, um wach zu sein, aber dieses Wissen ist unverzichtbar fur das Selbstverstandnis von uns als Menschen.