Protagoras oder der Irrweg der Demokratie. Platons Opposition zum sophistischen Verständnis von Politik und Tugend im Protagoras
Abstract
Der Beitrag untersucht die Bedeutung des Protagoras für die Entwicklung von Platons politischer Philosophie und Ethik anhand des gleichnamigen Dialogs. Im Mittelpunkt steht zunächst die epideiktische Rede des Protagoras, die die Fragen nach dem Wesen und der Lehrbarkeit der Tugend, nach der besten Erziehung sowie der besten politischen Verfassung aufwirft. Konkret werden in diesem Kontext die Auseinandersetzung um die Bewertung der Demokratie, das Verständnis der politischen Technik, das Verhältnis von Natur und Satzung und die Antizipation der späteren Aristotelischen Differenzierung zwischen ethischen und dianoetischen Tugenden im _Protagoras_ analysiert. Durch all diese Punkte läßt sich schließlich nachdrücklich belegen, wie stark Platons eigener Weg von Protagoras bestimmt worden ist, sofern dieser für ihn auf anerkanntermaßen höchstem Niveau und auf eine geradezu paradigmatische Weise all die Irrwege beschreitet, die ihn zu einem idealen Antipoden von Platons eigenen Intentionen werden lassen konnten.