Abstract
Die Fähigkeit eines Wesens zum moralischen Handeln ist in einigen tierethischen Theorien ein entscheidendes Kriterium dafür, wie stark wir das Wesen moralisch berücksichtigen müssen. Moralische Handlungsfähigkeit setzt nach klassischem Verständnis die Fähigkeit der Vernunft voraus. Entsprechend haben Wesen mit moralischer Handlungsfähigkeit in denjenigen Theorien einen Sonderstatus, die die Vernunft als wichtiges Kriterium ansehen – Tiere werden auf dieser Grundlage aus der vollen Berücksichtigung ausgeschlossen. An dieser Bevorzugung von vernünftigen Wesen wird zugleich scharfe Kritik geübt. Einflussreiche Theorien der neueren Tierethik heben andere Eigenschaften wie insbesondere die Empfindungsfähigkeit als entscheidendes Kriterium für die moralische Berücksichtigungswürdigkeit hervor. Auch Vertreter und Vertreterinnen derartiger Theorien können allerdings zugestehen, dass die moralische Handlungsfähigkeit mit spezifischen moralischen Ansprüchen einhergeht. In jüngster Zeit wird außerdem die klassische Verknüpfung von moralischer Handlungsfähigkeit und Vernunft in Frage gestellt und Tieren wird aufgrund von kooperativem oder altruistischen Verhalten eine gewisse Moralfähigkeit zugeschrieben.