Abstract
Revisionen moralischer Überzeugungen erfordern nach allgemeiner Auffassung einen festen Bezugspunkt: einen stabilen moralischen Charakter der umdenkenden Personen. Andernfalls können diesen ihre Überzeugungen, Entscheidungen und Handlungen nicht zugerechnet werden. So lehren metaethische Generalisten einerseits und Partikularisten andererseits, für Charakterstabilität seien fixe Moralprinzipien bzw. eine fixe moralische Feinfühligkeit konstitutiv. Beiden Positionen zufolge zielen Revisionen auf moralische Richtigkeit im Sinne synchroner Kohärenz niedrigstufiger moralischer Überzeugungen . Der kritische Befund: Das statische Vermögen, in moralischen Dingen immer richtig zu liegen, bildet keine einer besonderen Zurechnung fähigen moralischen Charaktere aus; das dynamische Vermögen, sich selbst auf angemessene Weise korrigieren zu können, dagegen wohl. Darum argumentiert der Beitrag erstens dafür, Charakterstabilität als diachrone Kohärenz unserer moralischen Überzeugungen aufzufassen. Zweitens wird für eine Sicht plädiert, nach der iterative Revisionen moralischer Überzeugungen nicht nur Moralprinzipien gemäß vorgenommen werden, sondern diese auch affizieren und deren maßvolle Veränderung nach sich ziehen können. Zuletzt wird diskutiert, nach welchen Strategien sich Revisionen dieser Art vollziehen sollten