Abstract
ZusammenfassungDer heutige Arbeitsalltag im medizinischen Betrieb ist durch verschiedene Belastungsfaktoren gekennzeichnet: 1) die Tempobeschleunigung und die Komplexitätssteigerung der medizinischen Entwicklung allgemein sowie 2) eine zunehmende moralische Verunsicherung des Personals in Bezug auf das Verhältnis von Möglichkeiten und Notwendigkeiten bestimmter therapeutischer Verfahren. Die in diesem Aufsatz vorgelegten Beobachtungen, die aus einem Projekt am Lehrstuhl für Ethik der Georg-August-Universität Göttingen resultieren, machen noch einen weiteren Punkt geltend, so dass 3) bereits die unterschiedliche Einschätzung rein sachlicher Fragen zu einem Dissens führen kann, der als moralischer empfunden wird. Aus diesen drei Momenten erwächst ein allgemeiner Bedarf an ethischer Handlungsorientierung. Allerdings ist die Entlastung, die durch ethische Kommunikation, beispielsweise in klinischen Ethik-Komitees, erreicht wird, anderer Art als zunächst in der Regel erwartet. Denn die Leistung liegt nicht so sehr in der Lösung von Problemen als vielmehr in deren Beschreibung.