Abstract
In der filmischen und literarischen Fiktion können Gesellschaftsentwicklungen konsequenter zu Ende gedacht werden als in wissenschaftlichen Analysen. Fiktion offenbart Stimmungen gesellschaftlicher Angst und Hoffnung; sie ist eine Form lebensweltlicher Resonanz auf Entwicklungen moderner Gesellschaftssysteme. Diese Moderne ist seit dem 20. Jahrhundert hochgradig mediatisiert. Nicht selten sind daher die fiktionalen Gesellschaftsordnungen durch neue Medien und Kommunikationsmuster geformt. Kommunikative Ängste und Dynamiken werden so oft zur Hintergrundfolie der politischen Utopie/Dystopie. Der Beitrag diskutiert den medien- und kommunikationstheoretischen Gehalt ausgewählter Utopien/Dystopien und systematisiert diesen entlang ihrer zeithistorischen Prägung. So wird deutlich, dass die Ablösung der Buchkultur durch den Rundfunk eher Dystopien erzeugte, die digitalisierte Gesellschaft aber auch Raum für utopische Nuancen in Zukunftsvisionen der Netzgesellschaft lassen.