Philosophie ist wissentlicher Einhegungsversuch des Nichtwissens. Wo immer sie daher die Bedeutung und Wirksamkeit des Nichtwissens nicht präsent hält, verfehlt sie ihre Mitte. Das hat sich seit der Antike bis heute nicht geändert. Allerdings blieb es den Interessen der Zeiten und Denker vorbehalten, die Mischformen von Wissen und Nichtwissen in ihrer Eigenart mehr oder weniger eingehend zu analysieren. Selbst wenn die sokratische Formel vom Wissen des Nichtwissens durchgängig gerne zitiert wurde: Wie die Formen des Wissens in ihren schwachen, aber unentbehrlichen (...) Variationen näherhin zu charakterisieren sind, hat über die Zeiten die Philosophen eher selten interessiert. Aber diese schwachen Formen des Wissens wie Ahnung, Mutmaßung und das Gefühl als Grundlage von Situationseinschätzungen sind für unseren Alltag von erheblicher Bedeutung. Wolfram Hogrebe diskutiert in seinem Buch Formen des Wissens in ihrer szenischen Relevanz, ja das Szenische als Wissensform selbst. Ein von der Philosophie bislang völlig ignoriertes Thema. Aber die Philosophie kann gar nicht ignorieren, ohne dennoch auch in ihrem Absehen noch etwas Mitgesehenes hervortreten zu lassen. (shrink)
In der Wissenschaftstheorie des letzten halben Jahrhunderts stand in alter Tradition stets die Frage im Vordergrund, welche Anforderungen an Meinungen gestellt werden mussen, um sie als Wissen im Sinne der Wissenschaften zu qualifizieren. Nachdem gezeigt wurde, dass sich auch zu den anspruchsvollsten Kriterien des Wissens immer noch Gegenbeispiele anfuhren lassen, die wir im intuitiven Sinne nicht als Kandidaten fur Wissen bezeichnen wurden, konnte man sich dahingehend zufrieden geben, dass wir zwar nicht uber garantierende, wohl aber uber autorisierende Kriterien fur Wissen (...) verfugen. Damit war andererseits klar, dass Formen des Nichtwissens in der Philosophie notwendig prasent bleiben. Die vorliegende Arbeit tastet die Spielraume, in denen ein Nichtwissen geradezu konstitutiv ist - also Zonen geschichtlicher Vergewisserung im Gegenwartigen, auch Zonen heuristischer Bemuhungen im Alltag und im Vorfeld von Wissenschaften - ab und analysiert sie in cusanischer Tradition als Mischformen von Wissen und Nichtwissen.". (shrink)
Dieser Band dokumentiert die Hauptvorträge des XIX. Deutschen Kongresses für Philosophie, der vom 23.-27. September 2002 in Bonn stattfand. Das Thema des Kongresses Grenzen und Grenzüberschreitungen wurde dabei hinsichtlich des gesamten Spektrums philosophischer Fragestellungen beleuchtet. So wird die aktuelle Problematik hinsichtlich der Grenzen technischer Machbarkeit und moralischer Verantwortbarkeit ebenso aufgegriffen wie klassische erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Fragestellungen nach den Grenzen unserer kognitiven Möglichkeiten. Weitere Beiträge befassen sich mit Grenzen und Grenzüberschreitungen in der Ästhetik, Geschichtsphilosophie, Kulturphilosophie, Metaphysik, Philosophie des Geistes, Philosophie der (...) Logik und Mathematik, der politischen Philosophie sowie der Religionsphilosophie. Der historischen Dimension des Themas wird ebenfalls Rechnung getragen und zugleich die Diskussion von Grenzen und Grenzüberschreitungen durch die Geschichte der Philosophie zurückverfolgt. (shrink)
Wolfram Hogrebe examines the anthropological relevance of logomantic [divinational] precursors of philosophy and poetry along with the idea of the implicit citizen and the nature of implicit musical structures.".
This paper shows that our epistemological career starts at any rate earlier than Robert Brandom´s theory of inferential reason suggests. So we need a theory of informal ways of getting knowledge in the tradition of Leibniz. To do justice to the intended fragile initial oscillations of primary understanding of a meaningful world we must go back to areas before hermeneutics starts and take recourse to the repertoire of mantic vocabulary.
The sense of smell in animals is the initial wellspring of all intuitions of meaning. The first art form expressing such perception is divination, or mantics. The informal mental intuitions of today s humans in the form of suspicions or guesses reveal traces of the ongoing presence of such original divination. The metaphysical aim to provide an eloquent voice for these traces may be understood as metaphysics from below.".
Despite the common notion of a "post-metaphysical age" in philosophy, a new, genuine desire for metaphysics has become apparent in international philosophical discourse. This volume offers a reflective overview of the current international debate and reveals the historical and systematic diversity of metaphysical thought.
Oskar Becker , Schüler von Edmund Husserl und Martin Heidegger, ist einer der bedeutendsten philosophischen Köpfe, die die phänomenologische Schule im 20. Jahrhundert hervorgebracht hat. Dennoch handelt es sich um eine ambivalente Persönlichkeit, wie es seine nationalsozialistischen Schriften von 1935 bis 1943 bezeugen. Die Studie geht detailliert den Zusammenhängen nach, die zwischen dem seriösen Werk Beckers und seinen Verirrungen in den dreißiger und vierziger Jahren bestehen.