Abstract

Was die Frage nach der Funktion der Sprache im Erkenntnisprozeß betrifft, haben wir zuerst die verschiedenen Theorien dargestellt. Nach einer Reihe alleinstehender Personen wie Derbolav, Bühler, Jost, Glinz behandeln wir die Strömungen der symbolischen Logik und der linguistic analysis. Die symbolische Logik will das Denken in einer logischen Modellsprache analysieren. Die linguistic Analysis betrachtet die gewöhnliche Umgangssprache als Trägerin des Denkens und will, daß alle Philosophen und Wissenschaftler sich in dieser gewöhnlichen Umgangssprache ausdrücken, die bei guter Analyse für jeden intelligenten Menschen verständlich ist. Die Strömungen der Phänomenologie und des Existentialismus äußern die Erfahrung, daß der Mensch seine Existenz ganz in einer sprechenden Welt erfährt und daß sich seine Existenz in der Sprache vollzieht : die Sprache ist das Haus seines Daseins. Keine Sache kann in unserem Bewußtsein zur Existenz gelangen, wenn wir sie nicht zu Wort bringen können. Die Ethnolinguisten und Psycholinguisten sind zu dem Ergebnis gekommen, daß die Formen, in denen ein Mensch jeweils denkt, von den unerbittlichen und unentrinnbaren Strukturen der Wörter mit ihren Bedeutungen und den Strukturen der Wortkombinationen kontrolliert werden. Diese Strukturen sind die Strukturen der jeweiligen Muttersprache. Das Denken eines Menschen vollzieht sich in seiner Sprache. Die Strukturen der Sprache liefern die Modelle für das Denken, für die Analyse der Eindrücke. Unser ganzes Denken bewegt sich in einer denkerisch-sprachigen Welt. Jedes Denken muß sich in Sprachstrukturen kanalisieren lassen. Die Sprache ist das formgebende Organ des Denkens. Die Denkanalyse vollzieht sich in Sprache. In einem bestimmten Augenblick der Entwicklung des Kindes begegnen sich Sprache und Denken ; dann wird das Denken „sprachig” und das Sprechen „denkerisch”. Von nun an werden die meisten Reize der physischen Welt durch ein sprachiges zweites Reizsystem gefiltert ; die Reize werden „in Sprache übersetzt”. Dieser Sprachfilter ist auch in der Analyse nach der dynamischen Erfassung der Reize vorhanden. Diese Daten aus den Theorien der Linguistic Analysis, der Phänomenologie, des Existentialismus, der Ethnolinguistik und Psycholinguistik kann man in direkte Verbindung bringen mit der neoklassischien Theorie, die über ein Erfassen von Erkenntnis-Daten in einer Intuition spricht, die implizit die Möglichkeit zu einem Explizitieren und Analysieren enthält. Somit kommen wir zu folgendem Schema : Reize, sprachiger Empfangsapparat ↓ Erfassung der Reize, Konzeption, Sicht ↓ Denk-Sprachanalyse ↓ Die phonische Äußerung der Denk-Sprachanalyse. Zum Schluß geben wir noch ein Beispiel für eine Kons ta tierungs-Sicht, Ihre Denk-Sprachanalyse und die phonische Äußerung ihrer Denk-Sparchanalyse