Heideggers interpretatie: Van de logos bij herakleitos

Tijdschrift Voor Filosofie 31 (2):290 - 326 (1969)
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Abstract

Heidegger ist durch seinen eigenwilligen Sprachgebrauch einer der dunkelsten Denker unserer Zeit. Dies ist jedoch kein Zeichen von Willkür oder unbegründeter Sucht nach Ürsprünglichkeit, für ihn hängt die Sprache wesentlich mit seinem Philosophieren zusammen (1). Vor allem ist von Seiten der angloamerikanischen Sprachanalytiker an diesem Sprachgebrauch viel Kritik geübt, u.a. durch Carnap. Ausdrücke wie „das Nichtige nichtet” finden in den empirischen Situationen kein Echo, entziehen sich der Methode der Verifikation, erfüllen keine einzige Wahrheitsvoraussetzung und können keine Protokollsätze sein (2). Dennoch, Heideggers Methode kann, vermöge der Art seiner Untersuchung, der Frage nach dem Sinn des Seins, nicht die der logischen Analyse sein ; sie ist die phänomenologische Methode, die für die Ontologie in ihren Fragen nach dem Sinn des Seins die angemessenste Methode ist (3). Heidegger meint, daß die Vorsokratiker in ihrer dichterischen Formgebung dem ursprünglichen Sinn des Seins äußerst nahegekommen sind. Seine Intention beschränkt sich nicht allein auf eine etymologische Analyse von Begriffen wie „physis”, „logos”, „aletheia” usw., wodurch er das Sein zu entbergen sucht, er will mit dieser Analyse auch und vor allem ein neues Fundament legen für unser heutiges Denken und unsere Einstellung dem Sein gegenüber (4). Um dies deutlich zu machen, wählen wir Heideggers Auseinandersetzung mit dem Logosbegriff bei Heraklit im Fragment 50 (Diels), den er in Vorträge und Aufsätze III (Pfüfflingen 1967, S. 3-25) einer minuziösen Untersuchung unterzieht. Heidegger fragt sich, was die ursprüngliche Bedeutung von Logos ist, und er sucht zu beweisen, daß „legein” nicht ursprünglich „sprechen” bedeutet, sondern in dem deutschen „legen” (vorlegen, darlegen, überlegen) wiedergefunden wird, „legein” konnte sprechen bedeuten, weil sprechen besagt : „Beisammen-vor-uns-liegen-lassen”. Deshalb kann nach Heidegger die Sprache nicht als „Verlautbarung” oder „Bedeuten” gedeutet werden. Ausdruck und Bedeutung sind beide Phänomene der Sprache als das „Beisammen-voruns-liegen-lassen” des Unverborgenen in seiner Unverborgenheit. Das Sprechen muß nach Heidegger den Spielraum der Unverborgenheit, mit dem das Hören korrespondieren muß, offenlassen. Das Hören nach dem Logos ist ein „homologein”, dem Logos zugehörig. Ist man dem Logos zugehörig, so ist man in dem Sinne weise, daß man sich in das schickt (geschicklich), was dem Menschen zugewiesen ist : Heidegger widersetzt sich der herrschenden Interpretation von Fr. 50. Das „Eins-Alles” zielt nicht auf den Inhalt der Verkündigung des Logos, sondern vielmehr auf die Weise, in der der Logos anwesend ist, die Weise, in der er wirkt und wohl als das Eine, das alles ausschließt, das lichtende Sammeln, Zusammentragen, das Bergen aller Gegebenheiten in die Offenheit der Welt. Er birgt und entbirgt. Unverborgenheit und Verborgenheit sind Pole dieses einen Seinsereignisses. So bleiben die Gegensätze innerhalb des Lichtkreises der Unverborgenheit bestehen und aufeinander angewiesen. Heidegger identifiziert den Logos mit dem „Hen-Panta”, weil „ Hen-Panta” sagt, was der Logos ist, und der Logos sagt, wie „Hen-Panta” anwesend ist. Wenn der Mensch die Sprache des Logos spricht, sammelt er auch die Dinge, läßt er sie vor-sichliegen, bringt er die Anwesenheit der Dinge in ihrem Anwesen zur Sprache, läßt sie zu ihrem Recht kommen, dabei durch das ursprüngliche „Einen” des Logos geleitet, das „Hen-Panta” ist. Heidegger weist darauf hin, daß dies kein pantheistischer Gedankengang ist. Heraklit will, so meint er, vor dem Geheimnis dieser Worte stehenbleiben, um so das Geheimnis als Geheimnis zu erkennen. Er meint, daß der durch die Vorsokratiker geöffnete Weg durch die Denkentwicklung seit Plato verschleiert geblieben ist. Heidegger sieht in Fr. 50 von Heraklit den stammelnden Ausdruck des noch nicht in Subjekt und Objekt aufgeteilten Seins. In dem Wort Logos dachte Heraklit das Sein des Seienden. Dieses Licht verblaßte schnell. Für Heidegger liegt die große Bedeutung Heraklits in dessen Anregung, in Übereinstimmung mit der Logossprache zu sprechen und den Weg einzuschlagen, den er uns gezeigt hat durch ein uns Offenhalten für das entbergendverbergende Sein (5). Auf wirklich geniale Weise hat Heidegger der Logosphilosophie die Gewalt seines eigenen Denkens verliehen. Diese Auslegung lehrt uns mehr über seine eigene Philosophie, als über die Heraklits. Heidegger ist gefesselt durch das mystisch-prophetische Element in Heraklits Philosophieren. So wie Heraklit der Dolmetscher der Masse sein will, die dem Logos widerspricht, obwohl sie fortwährend darüber spricht, so fühlte Heidegger sich berufen ein Hermeneut zu sein, auf dem durch die Seinsvergessenheit verdunkelten Weg des denkens nach einem neuen (An) denken des Seins. Betroffen ist Heidegger durch die Idee der Einheit, die sich in dem Logos erschließt. Der Logos offenbart sich in der Welt durch Gegensätze, in denen die Einheit sich fortwährend erneuert. Das Denken Heideggers ist von Anfang an auf das Ans-Licht-bringen des (oft) vergessenen, verborgenen Zusammenhängens gerichtet, in dem alles was ist erscheint. Aus dieser Interpretation wird deutlich, wie wertvoll eine Konfrontation der eigenen Zeit mit der Vergangenheit sein kann, angesichts der Gratie, durch die die Geschichte der Philosophie aktuell bleibt (6). Unser großes Bedenken gegen diese Interpretation ist, daß Heidegger sich keine Rechenschaft über die textkritischen Schwierigkeiten dieses Textes gegeben hat. Es ist die Frage, ob wohl Logos im ursprünglichen Text gestanden hat. Wir haben versucht, dies aufzuzeigen. Gleichfalls ist es sehr bedenklich, daß Heidegger „legein” und „legen” etymologisch im Zusammenhang sieht, was deshalb nicht möglich ist, weil beide Wörter auf im Wesen verschiedene indoeuropäische Wurzeln zurückgehen. Unsere Schlußfolgerung ist, daß Heideggers Auslegung von Fr. 50 uns mehr über die Philosophie von Heidegger selbst, als über die Logosphilosophie von Heraklit lehrt. Es ist besonders zu bedauern, daß Heidegger, der sich gerne rühmt die Belange der Wissenschaftlichkeit zu vertreten, die für die Interpretation griechischer Texte unentbehrliche philologische Vorarbeit vernachlässigt hat

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