Abstract
Die über viele Jahrhunderte erteilten Ratschläge zur Askese wurden von denjenigen befolgt, die sich nach Perfektion sehnten und ein ideales Leben im Diesseits wie im Jenseits anstrebten. Dieses menschliche Sehnen ist das eigentliche Movens, das Körper und Geist zu einem asketischen Dasein (ver)führt. Auf die beiden Frauenbewegungen des 3./4. Jahrhunderts und des 12./14. Jahrhunderts trifft dies zu. Die Intensität und Größenordnung dieses Aufbruchs verdanken sie weiblicher Kreativität und Emotionalität, hingebungsvollem Ringen um Gottes Liebe und einer ganz besonderen Spiritualität. Religio bedeutet Bindung an etwas oder an jemanden. Die Religiosae suchten voll Fantasie, Hoffnung und Glauben die Bindung an Christus. Dabei galt immer die Verheißung des Basilius Caesariensis: „Let us die that we may live“.