Abstract
Pharmakologisches „cognition enhancement“ zielt auf die Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit mithilfe von Präparaten, die primär als Medikamente eingesetzt werden. Der Beitrag befasst sich mit der ethischen Bewertung des Gebrauchs von Stimulanzien als „enhancer“ durch Kinder und Jugendliche. Am Beispiel von Diagnose und Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) werden die Schwierigkeiten der Abgrenzung von Therapie und Enhancement beschrieben und daraus auf verschiedenen Ebenen ethisch relevante Fragen bezüglich Cognition enhancement entwickelt. Diese betreffen z. B. die Wirkungen von Stimulanzien auf ein sich entwickelndes System und eine mögliche grundlegende Änderung der Erziehungs- und Sozialisationssituation durch pharmakologisches Enhancement, aber auch das Problem der Normierung von Verhalten und der Einschränkung der Autonomie der Betroffenen. Die vorgestellten Überlegungen geben Anlass, Cognition enhancement durch Stimulanzien im Jugendbereich vorläufig kritisch zu beurteilen