Abstract
Spinozas Ethica ordine geometrico demonstrata (1677) lässt sich als häretische Antwort auf Descartes’ Schrift Les passions de l’âme (1649) lesen: Beide Werke beanspruchen für sich, eine umfassende Analyse des menschlichen Affekthaushaltes zu liefern, und beide Werke erschöpfen sich nicht in dieser Analyse, sondern möchten einen Ausweg aus der Dominanz negativer Stimmungen begründen. Sie können damit als Wegbereiter moderner Therapietheorien verstanden werden. Ein Blick auf die Therapeutik Sigmund Freuds zeigt, wie die Lektüre von Spinozas Ethik aus einer aktualisierenden Perspektive für aktuelle Diskurse der Lebenskunst fruchtbar gemacht werden kann.