Psyche 76 (9-10):826-855 (
2022)
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Abstract
Traumatisierte Menschen haben mit vorübergehenden oder anhaltenden Symbolisierungsschwierigkeiten zu kämpfen. Diese treten entweder in psychisch eingekapselter, umgrenzter Form in Erscheinung oder als psychische Funktionsabläufe, die sich in umfassenderer Weise auf die Lebensprojekte, politischen Einstellungen und kulturellen Normvorstellungen der Person auswirken, und zeigen sich in ihrer Körper-Welt-Beziehung, ihrer Individuum-Gruppen-Beziehung und/oder ihrer Individuum-Diskurs-Beziehung. Die Schwierigkeiten können in imaginativen und symbolischen Funktionsmodi auftreten. Gravierende Störungen der Symbolisierung lassen sich aus psychoanalytischer Sicht beschreiben als Begleiterscheinungen der paranoid-schizoiden und der autistisch-berührenden Position (Ogden), als Evakuierung von Beta-Elementen in den Körper (Bion), als Verwerfung (Lacan) und als Urverdrängung (Freud). Der vorliegende Beitrag stellt einige psychoanalytisch fundierte semiotische Überlegungen vor, die dem Forschungsfeld Trauma und Psychose entstammen. Anhand von Fallbeispielen werden der Zusammenbruch der Symbolisierung, Fixierungen auf den nichtsymbolischen Modus der psychischen Repräsentation und die Re-Symbolisierung erläutert, die sich dank der kreativen transformativen Intervention des Analytikers vollzieht.