Körper und Technologie. Beitrag zur bioethischen Sportdebatte

Synthesis Philosophica 23 (2):283-295 (2008)
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Abstract

Der Unterschied zwischen einem Spitzensportler früher und heute tritt an den Berührungspunkten zwischen der Kyborg-Theorie und verschiedenen Sportstudien am deutlichsten zutage. Eine Rekonzeptualisierung des Begriffs ,Sportler’ erweist sich demnach als eine Sinnerweiterung von ,natürlich’ zu ,künstlich’. Im Laufe der Geschichte wurden Spitzensportler stets als irgendwie ,un-natürlich’ empfunden und als Helden gefeiert, die die Beschränkungen ihres natürlichen Körpers überwanden. Sportveranstaltungen ziehen heute mehr Zuschauer in ihren Bann, als dies früher jemals der Fall war, und durch die scharfe Konkurrenz werden auch die Standards und Kriterien von Sportwettkämpfen angehoben. Vor einem Massenpublikum stattfindende Sportveranstaltungen haben sich schon längst zu Freak Shows gewandelt, bei denen den Zuschauern in den Stadien oder vor den Bildschirmen zu Hause unvorstellbar ist, dass sie je selbst einen so muskulösen Körper mit superschnellen Reflexen besitzen könnten. Das alte Schlagwort von „Blut, Schweiß und Tränen” besteht auch weiterhin, wenn auch eingebunden in die zukunftsträchtigen Errungenschaften der modernen Techno-Kultur. Die vielzähligen Fragen, die sich aus einer solchen Perspektive ergeben, haben in einem relativ neuen Zugang zu den Herausforderungen des biotechnologischen Zeitalters ihre Plattform gefunden – in der Bioethik. Die Bioethik bietet ein Diskussionsforum für die wichtigsten uns heute bewegenden Fragen, für einen Dialog, der über disziplin- und fachgebundene, historische und kulturologische Positionen hinausgeht. Ein solcher Diskurs sieht sich jedoch sowohl in den unterschiedlichen Ansätzen als auch in den methodologischen Barrieren mit einem Pluralismus konfrontiert und erfordert als Voraussetzung eine entsprechende theoretische Grundlage. In diesem Artikel werden nur einige Problempunkte hervorgehoben, die sich im Bereich des Sports infolge der Unzulänglichkeiten der bestehenden monoperspektivisch orientierten Konzeptionen auf eine plastische Weise abzeichnen. In diesem Sinne verweist die Verfasserin auf einige wenige Symptome, die auf eigentümliche Weise im Sport zum Vorschein kommen und die Desorientiertheit im Alltag sichtbar machen: Gemeint ist die Fragilität ethischer Positionen, die in den Konzepten von „Sportsgeist” und Fairplay enthalten sind und sich gegen den wissenschaftlich-technischen Fortschritt, die Verobjektierung des Körpers und ein gesteigertes Interesse an risikoreichen Aktivitäten behaupten müssen. In der vorliegenden Arbeit werden die angeführten Merkmale als Zeichen des Bedürfnisses verstanden, die bis vor kurzem noch vorherrschenden, reduktionistischen und monoperspektivischen Ansätze zu überwinden, zumal mithilfe der Bioethik, der diesbezüglich besonders gute Chancen nachgesagt werden

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Broad Internationalism and the Moral Foundations of Sport.J. S. Russell - 2007 - In William John Morgan (ed.), Ethics in Sport. Human Kinetics. pp. 51--66.
The Game Game.Mary Midgley - 1974 - Philosophy 49 (189):231 - 253.

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