Der Geist des Fragments bei Fr. Schlegel: Ein Beitrag zur romantischen Ästhetik
Bigaku 57 (1):15-27 (
2006)
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Abstract
Die sich ihrer Modernität bewussten Frühromantiker, vor allem Fr. Schlegel, haben Fragmente mit Absicht verwendet, wie es sich aus einem Fragment von Fr. Schlegel ergibt: "Viele Werke der Alten sind Fragmente geworden. Viele Werke der Neuern sind es gleich bei der Entstehung." Im vorliegenden Aufsatz versucht der Verfasser nicht, das Fragment als eine literarische Gattung zu behandeln, sondern es geht darum, zu zeigen, dass der Geist des Fragments dem Gedanken Schlegels zugrunde liegt. Im Studium-Aufsatz von 1795 stellt Schlegel die vollendete Schönheit der alten Kunstwerke dem Fragmentarischen der modernen Kunstwerke gegenüber. Ab 1797 leugnet er einen solchen Dualismus. Schlegels neue Auffassung des Fragments lässt sich in seiner Behauptung erkennen, dass das "Reifste und Vollendetste" "Bruchstücke von Bruchstücken" seien. Fragmente können "vollendet" sein, sofern sie "Winke und Andeutungen" sind. In diesem Sinne sind Fragmente Projekten gleichgesetzt. Und Fragmente als Winke und Andeutungen müssen mit der sie ergänzenden bzw. verwirklichenden "Kritik", die selbst nicht anders als fragmentarisch sein kann, verbunden werden. Aufgrund einer solchen Ergänzung vermitteln die Fragmente das Einzelne mit dem Ganzen, das Endliche mit dem Unendlichen, die Wirklichkeit mit der Möglichkeit und die Gegenwart mit der Zukunft