"Philosophie als, scientia affectiva"? Ein mittelalterlicher Begriff und seine Spuren in der Neuzeit
Abstract
Läßt sich der Begriff ,,scientia affectiva" von der Theologie des 13. Jahrhunderts auf die Philosophie übertragen? Die Frage setzt die Klärung dessen voraus, was mit ,,affectus" gemeint ist – die auf gleicher Augenhöhe mit dem ,,intellectus" stehende, komplementäre geistige Seelenkraft. Den ,,affectus" privilegieren intellektkritische Philosophen wie Jacobi, Scheler, Levinas. Aber auch Kants Werk trägt affektive Züge. Ziel der Studie ist es, die erhellende Funktion des mittelalterlichen affectus-Begriffs – etwa als Hingabefähigkeit – so zur Sprache zu bringen, daß er als Korrektiv und Ergänzung des Intellekts plausibel wird. Ein Kurzschluß ,,Affekt sei gleich Bauch" braucht dabei nicht befürchtet zu werden