Abstract

Aufsatz von 0. Marquard zur "Diätetik der Sinnerwartung" beschränkt sich auf die Frage nach dem Sinn in Zusammenhang mit dem Problem "Diagnose der Gegenwart". Verfasser versucht die moderne Sinnlosigkeitserfahrung mit dem modernen Anspruchsdenken in den Zusammenhang zu bringen. Er stellt die These: die moderne Sinnlosigkeitserfahrung rührt nicht aus Sinnamangel her, sie entsteht aus einer Übererwartung von Sinn. Heuzutage Sinnanspruch ist übermäßig. Marquard plädiert für eine Einschränkung des unmäßig gewordenen Sinnanspruchs -für eine Diät in Sachen Sinnerwartung. Und- so meint erwas man dabei am meisten lassen muß, ist der direkte Sinnanspruch und Sinnperfektionismus. Marquard stellt die These fest, das die Sinnfrage wird nicht prinzipiellentschieden, sondern wird indirekt und positiv mitentschieden durch die Besorgung der nächsten Dinge: durch die Erledigung des Details (Kleine Lebenspflichten und Lebensgewonheiten). Auf die Frage: wozu ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichtskönnen die Menschen keinen absoluten Sinnbeweis geben, weil unser Leben zu kurz ist. Aber daraus folgt nicht, nach Marquard, die Veneinung des Lebens. Wenn wir bereits leben, haben wir faktisch-zwar nicht prinzipiell-dem Leben durch Leben jeweils schon irgendiwie zugestimmt. Menschen können weder das absoluten Sinnlosigkeitsbeweis noch absoluten Sinnbeweis liefern. Mir haben - unser Leben ist zu kurz - nicht die Zeit das Leben absolut zu führen. Daraus folgt-nach Marquard-daß unseres Leben in unprinzipiellen, zu fälligen, unsensationellen Weise sinnvoll ist.