Abstract
Der Beitrag thematisiert mögliche Verletzungen des Postulats der Wertfreiheit in der erziehungswissenschaftlichen Biografieforschung unter der Annahme einer inhärenten Normativität ihrer grundlegenden Konzepte. Während sich die interpretative Methodologie explizit vom „normativen Paradigma“ abgrenzt, können heuristisch verwendete Begriffe der Bildung und Erziehung als zentrale Quelle von Normativität in der erziehungswissenschaftlichen Biografieforschung vermutet werden. Anhand ausgewählter Studien wird gezeigt, dass Verletzungen des Wertfreiheitspostulats auch andere Quellen haben und akzeptabel sind, insofern dadurch universelle Werte zum Ausdruck gebracht werden. Die Diskussion dieses Ergebnisses mündet in den Vorschlag, die erziehungswissenschaftliche Biografieforschung ethisch zu fundieren, indem Kategorien der Ethik als „sensitizing concepts“ heuristisch verwendet werden, gegenüber ihren Geltungsansprüchen jedoch Neutralität gewahrt wird.