Paderborn: Wilhelm Fink, Brill Deutschland (
2017)
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Abstract
Enttäuschung ist ein ambivalentes Phänomen: Sie kränkt, weil sie Erwartungen widerlegt und düpiert, aber sie bringt den Wirklichkeitssinn auch wieder zurecht, weil sie von Täuschungen befreit. Das gilt für die alltägliche, lebensweltliche Erfahrung genauso wie für die Wissenschaften, die sie methodisch herbeiführen, wenn sie auf Falsifikation setzen. Erkenntnis ist dann: Gewinn durch Verlust. Wie aber hält der Mensch seine Enttäuschungen aus, und was geben sie ihm zu denken? Der Band versammelt interdisziplinäre Erkundungen zu einem Phänomen, das lieber vermieden als thematisiert wird. Die Beiträge (u.a. von Brigitte Boothe, Saskia Wendel, Tilmann Borsche, Marc Föcking, Philipp Stoellger, Karl-Siegberg Rehberg und Heinrich Assel) beschreiben Enttäuschung samt den Facetten von Resignation und Ressentiment. Von Selbstverständlichkeiten, die unter Problematisierungsdruck zerfallen ist genauso die Rede wie von intersubjektiven Verletzungen und nicht-eingehaltenen Versprechen. Der Band zeichnet aber auch Wege nach, auf denen Desillusionierungen ertragreich werden und neue Aufmerksamkeit für die Wirklichkeit entsteht. Die Studien zur Enttäuschung aus Philosophie, Literaturwissenschaft, Psychoanalyse, Theologie und Soziologie zeigen den Menschen als ein "Wesen, das trotzdem lebt" (H. Blumenberg).