Abstract
In der Schrift Geist und Buchstab in der Philosophie stellt sich Fichte die Frage, was der Geist sei, und referiert die von Schiller zu diesem Problem eingenommene Position. Schillers Antwort auf die Frage, warum einige Werke uns mehr anziehen als andere, stellt Fichte jedoch nicht völlig zufrieden. Für Schiller kommt die Mitteilbarkeit des Werkes aus seinem allgemeinen Sein, wobei Verallgemeinerung das Opfern des Einzelnen bedeutet, um zum Gemeinsinn der Menschheit zu gelangen. Dagegen spielt für die Position Fichtes das Verständnis der Individualität eine besondere Rolle. Fichte geht es darum, die Individualität nicht zu opfern, sondern die enge Verbindung von Finden und Mitteilen auszudrücken. Die Individualität weist auf die Gleichzeitigkeit von Äußerlichkeit und Innerlichkeit, wobei das Finden gleichzeitig dazu da ist, sie zum Ausdruck zu bringen. Diese in Geist und Buchstab aufgestellten Behauptungen Fichtes haben ihre Grundlage in der Wissenschaftslehre. Dort hat Fichte nämlich begriffen, wie der Weg, aus dem Entgegengesetztsein zwischen Ich und Nicht-Ich, zwischen Unendlich und Endlich, zwischen Unbestimmbarkeit und Bestimmbarkeit, die Dimension des Aufeinderfolgens - im Sinne des Opferns eines der Momente des Entgegengesetztseins, etwa der Individualität bei Schiller - verlassen muß, um zur Dimension der Gleichzeitigkeit, d.h. der inneren Relation der gegensätzlichen Momente, zu gelangen. Die Relation ist das, was Fichte erlaubt, aus der Sackgasse zwischen Idealismus und Realismus, in der der theoretische Teil der Wissenschaftslehre steckte, herauszukommen. Der Ausweg aus dem irreduziblen Gegensatz wird gleichzeitig mit dem Übergang vom theoretischen zum praktischen Teil vollzogen.