Abstract
Paul Ziche entwickelt in seinem Beitrag „Philosophische Psychologie jenseits von Psychologismus, Phänomenologie und deskriptiver Psychologie: Oswald Külpes experimentelle Untersuchung philosophischer Probleme“ Külpes Konzeption einer philosophischen Psychologie, die einerseits den philosophischen Ansprüchen seiner Zeit gerecht zu werden beansprucht, andererseits aber an der Leistungsfähigkeit experimentell psychologischer Arbeit festhält, dabei aber den Spagat versucht, einem reduktiven Psychologismus zu entgehen. Dabei konzentriert sich der Beitrag auf die Experimente Külpes hinsichtlich philosophischer Begriffe und Probleme einerseits und der Ermittlung der Külpischen Strategien zu einem umfassenden philosophischen Projekt unter dem Titel „Realisierung“ andererseits. Somit scheint sich der Psychologismusstreit in der Person Külpes gleichsam aufzulösen, was Ziche zu dem Versuch veranlasst, die Situation der Zeit nicht als eine Kontroverse, sondern vielmehr als eine Interaktion zwischen den Lagern zu verstehen. Dabei kann Ziche in seiner Rekonstruktion der experimentellen Arbeit Külpes zeigen, dass dieser das Verhältnis von Psychologie und Philosophie im Ausgang seiner Experimente als ein wechselseitiges „Stützen“ versteht. Zudem gelinge es Külpe – so Ziche – die Kritiken, welche von beiden Lagern gegen seine Experimente ausgingen, positiv zu nutzen und als „komplexe Grundlagen aller Wissenschaften“ auszuweisen.