Paradox-Psychologie: Kognitive Epistemologie und philosophische Problemaufloesung

In Thomas Grundmann, Joachim Horvath & Jens Kipper (eds.), Die Experimentelle Philosophie in der Diskussion. Suhrkamp. pp. 322-349 (2014)
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Abstract

Der Aufsatz stellt einen Strang der experimentellen Philosophie vor, der sich nicht mit empirischen Umfragen begnügt, sondern bemüht, psychologische Experimente und Erklärungen für die philosophische Arbeit nutzbar zu machen: Das prominent propagierte, aber bislang nur vereinzelt praktizierte Forschungsprogramm der kognitiven Epistemologie (alias ‚sources project‘) verwendet bereits vorliegende experimentelle und theoretische Ergebnisse der Kognitions- und Sozialpsychologie, um ihrerseits experimentell überprüfbare Erklärungen philosophisch relevanter Intuitionen zu entwickeln, die deren epistemologische Bewertung erlauben. Während die Diskussion in und um die experimentelle Philosophie sich bislang auf die Untersuchung von Intuitionen konzentrierte, die als Evidenz für oder gegen philosophische Theorien verwendet werden, behandelt dieser Aufsatz Intuitionen, die philosophische Paradoxa erzeugen und charakterisch philosophische Probleme aufwerfen. Er präsentiert Ergebnisse der Diskursprozessforschung aus Kognitionspsychologie und Psycholinguistik, insbesondere die empirisch gut untermauerte graded salience Hypothese und experimentelle Arbeiten zur Rolle von Stereotypen bei Verwendung und Interpretation von Verben. Auf dieser Grundlage entwickelt er eine ihrerseits experimentell überprüfbare Erklärung von Intuitionen, die ein klassisches Leitproblem der Philosophie der Wahrnehmung aufwerfen. Dieses (neuerdings schlicht so genannte) ‚Problem der Wahrnehmung‘ wird von einer Reihe von Paradoxa aufgeworfen, deren historisch einflussreichstes das sog. ‚Illusionsargument‘ ist. Der Aufsatz entwickelt eine Erklärung von Intuitionen, die diesem Argument als Prämissen dienen. Sie erlaubt uns – ohne naturalistischen Fehlschluss – zu zeigen, dass wir keine Berechtigung haben, diese Intuitionen zu akzeptieren. Der Aufsatz erläutert abschliessend, inwiefern dies zur Auflösung des Problems der Wahrnehmung beiträgt. Er führt exemplarisch vor, wie kognitive Epistemologie zu einer neuen Form philosophischer Problemauflösung beitragen kann.

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Eugen Fischer
University of East Anglia

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Survey-Driven Romanticism.Simon Cullen - 2010 - Review of Philosophy and Psychology 1 (2):275-296.

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