Abstract
Armut nimmt in den gegenwärtigen philosophischen Debatten um die Voraussetzungen und Realisierungschancen sozialer Gerechtigkeit breiten Raum ein. Dafür gibt es Gründe: Die interdisziplinäre Forschung zu den Entstehungsbedingungen von Armut und den mit ihr verknüpften Phänomenen zeigt, dass die Ursachen unfreiwilliger Armut eng mit dem vieldimensionalen Kontext sozialer, ökonomischer und staatlicher Strukturen und Rahmenbedingungen verwoben sind, in denen Menschen leben. Durch ungleich verteilte Zugänge zu guter Infrastruktur, durch diskriminierende Gesetzgebung, durch mangelhafte Bildungsmöglichkeiten für einen Teil der Bevölkerung oder durch defizitäre gesellschaftliche Solidarität ist die Chance auf eine erfolgreiche und freie Verwirklichung von Lebensplänen stark beeinträchtigt.