Der auf Kants kritischer Philosophie fußenden Philosophengeneration galt Herder als hoffnungslos anachronistischer, vorkritischer Philosoph, dessen Denken für das eigene philosophische Programm keine Relevanz zukomme. Das im folgenden dokumentierte Projekt geht demgegenüber von der Hypothese aus, daß Herder in die Vorgeschichte der Philosophie des deutschen Idealismus gehört, daß er Vorläufer und Weggenosse der nachkantischen Philosophengeneration war. Der vorliegende Band versammelt Arbeiten, die zur Begründung und Diskussion dieser Auffassung in unterschiedlicher Weise beitragen: es geht um die Konturierung der für diese Thematik relevanten (...) Aspekte von Herders eigenem Denken, um die Erschließung der gemeinsamen philosophischen und wissenschaftshistorischen Grundlagen des Herderschen Denkens und der Philosophie des deutschen Idealismus, nicht zuletzt geht es um die Erarbeitung der Rezeption von Herders Philosophie in der nachkantischen Philosophengeneration. (shrink)
Die Krisenerfahrungen der Moderne führen zum Rückgriff auf vormoderne Ordnungsvorstellungen, die jene Legitimationsdefizite kompensieren sollen, die im Zuge einer Dialektik der Aufklärung entstanden sind: die emanzipatorische Kraft der Vernunft scheint sich in eine Instanz neuer Herrschaft zu verkehren, als deren Organ die als repressiv erfahrenen Ordnungsleistungen des Staates begriffen werden. Diese Situation begünstigt die Suche nach Kräften, die menschlichem Eingriff entzogen sind, und kommt der Rehabilitierung von Naturvorstellungen entgegen, die sich der Welt des Menschen als normative Ordnungsquelle anbieten. Inwieweit sich (...) gerade die Geschlechterbeziehungen als Ausdruck solch natürlicher Ordnung verstehen lassen, ist eine der zentralen Fragen einer kritischen feministischen Philosophie. Die Untersuchungen, die die AutorInnen dieses Bandes vorlegen, bewegen sich im thematischen Umkreis dieser Fragestellung: in der Art eines Kompendiums werden in Interpretationen von Texten der politischen Philosophie, die in der Epoche von 1600-1850 entstanden sind, paradigmatische Legitimationsfiguren herausgearbeitet und der feministischen Ideologiekritik zugänglich gemacht. (shrink)