Abstract
Vergänglichkeitsthematisierungen sind in den Romanen Houellebecqs omnipräsent. Doch in welchen Kontexten erscheinen sie, was ist ihre Funktion, und inwiefern sind sie mit barocken Vanitas-Szenarien vergleichbar? Im Zentrum des Aufsatzes steht die Frage, inwiefern die Vanitas-Thematisierung bei Houellebecq im Zusammenhang steht mit einer Statuszuschreibung an die Literatur – und welche Konsequenzen daraus für das Bedeutungspotential seiner Romane abzuleiten sind. Das Zusammenspiel von Vanitas-Szenarien im Werk und Vanitas-Performanz des Autors jenseits seines Werkes lässt gerade vor dem Hintergrund der frühen poetologischen Überlegungen in Gegen das Leben, gegen die Welt (1991) ein Literaturverständnis Houellebecqs hervortreten, das im politischen Sinne höchst zweifelhaft ist. Unterwerfung (2015) erweist sich als postmoderne Erbauungsliteratur, die ihren Leser irritiert mit der Frage zurücklässt, ob er sich von François emanzipieren sollte – oder ob er einfach nur liest.