Konstruktivismus und Lichtgestaltung: Moholy-Nagys Fotografie
Bigaku 51 (2):61 (
2000)
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Abstract
Man darf sagen, daß Moholy-Nagy als Konstruktivist, im Zusammenhang mit dem Begriff wie "Neues Sehen" oder "Neue Fotografie", zu dem Kreis der modernen Formalisten in der Fotogeschichte gehört hat. Es hat sich immer um den abstrakt-bildenden Stil seiner Werken gehandelt, wie z.B. F. Roh und B. Newhall darauf hingewiesen hat. Neue Forschungen in den letzten zehn Jahren haben aber versucht, eine solche formalistische Moholy - Rezeptionsgeschichte zu überwinden und das, was Moholys Fotografie auch heute aktuell und diskussionswürdig macht, klarzumachen. Mein Aufsatz gehört zu dieser Forschungsrichtung und hat die Absicht, Moholys Fotogramme, Fotomontage und Kamera-foto in der Weimarer Zeit unter dem Gesichtspunkt der "Lichtgestaltung" und im Zusammenhang mit dem damaligen Internationalen Konstruktivismus zu betrachten. Daraus ergibt sich; Moholys Komposition entpuppt sich als erfüllt von dynamischen Vorgängen, räumlichen Bewegungen und schwebenden Beziehungen. Man kann in seinen Fotos Dynamismus der großen Stadt oder etwas Kosmisches erkennen. Neben die Kontemplation stellte er die Aktivität des Betrachters oder die Konstruktion der Subjektivität, welche von der Lichtgestaltung stimuliert werden sollte. Dabei hat die Kategorie "das Haptische" oder "das Kinästhetische" eine zentrale Bedeutung für seine konstruktivistische Kunst. Moholys Kunstdenken hat also wesentliche Ähnlichkeiten mit der Kunstlehre A. Riegls, der Rezeptionsästhetik W. Isers, und dem Versuch M. R. Deppners, den Konstruktivismus zu dekonstruieren