Abstract
Die sogenannten Widersprüche in Nietzsches Texten stellen seit Jahrzenten eine Herausforderung an die Nietzscheforschung dar. Der vorliegende Aufsatz versucht, ausgehend von einer These Van Tongerens (der Philosoph Nietzsche als „gegenstreitige Einheit”), einen Beitrag zur Bewältigung des genannten Problems zu liefern. Konkret erprobt wird Van Tongerens These auf der Ebene der Textstruktur bzw. der Text-Origo. Wer ist bzw. fungiert als ‘Autor’ in Nietzsches Texten ? Herausgearbeitet wird die Vielstimmigkeit der Text-Origo in Nietzsches Texten. Es ist zu unterscheiden zwischen den namentlich explizierten Sprechern auf der einen Seite, sowie den über die Sprechweise, die Metaphorik usw. hörbar werdenden ‘Stimmen’ auf der anderen Seite. Als Grundlage dient eine Auswahl aus den Gesprächen zwischen Dionysos und Ariadne, die sich verstreut in Nietzsches Texten finden. Für die Beschreibung der sprachlichen Mittel der Vielstimmigkeit in Nietzsches Texten werden die Methoden der modernen Gesprächsanalyse herangezogen. Die in den Analysen greifbar werdende ‘Inter-Aktion’ zwischen den Sprechern und ' Stimmen' der ' Autor'-Vielheit in Nietzsches Texten eröffnet, von dieser Seite — der Seite der Text-Origo her — einen neuen Einblick in die als prozessierende Vielheit sich stets neu schaffende Einheit des Autors und Philosophen Nietzsche