Abstract
Freges Werk gilt heute als Klassiker der Philosophie und Philosophiegeschichte. Dessen Einfluss auf unterschiedlichste Bereiche der Philosophie, von der Logik und Mathematik bis hin zur Ontologie, Epistemologie und Sprachphilosophie, ist unbestritten. Vor diesem Hintergrund scheint die Annahme naheliegend, dass Freges Wirkungsgeschichte umfassend erforscht ist. Tatsächlich gilt dies nicht für die komplexe Rezeptionsgeschichte Freges, auch wenn es dazu durchaus eine Reihe von neuen, lehrreichen und detaillierten Studien gibt. 1 Der vorliegende Beitrag befasst sich mit zwei bisher kaum bekannten und unbeachtet gebliebenen Frege-Rezeptionen aus den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts. Es handelt sich dabei zum einen um Wilma Papsts Studie Gottlob Frege als Philosoph (1932), zum anderen um Editha Krenzs Doktorarbeit Der Zahlbegriff bei Frege (1942). In der Literatur werden die Namen der Autorinnen zwar wiederholt in Fußnoten oder im Literaturverzeichnis genannt, doch bis auf wenige Ausnahmen nicht diskutiert. Im Folgenden soll anhand einer problemgeschichtlichen Kontextualisierung gezeigt werden, dass beide Arbeiten interessante Aspekte zu Frege und seiner Rezeption beleuchten.