Abstract
Während Privatheit im Zuge der weitreichenden Datafizierung von Vergesellschaftungsprozessen regelmäßig in ihren Grundfesten erschüttert zu werden scheint, lässt sich eine deutliche Diskrepanz beobachten zwischen der Selbstverständlichkeit, mit der der Begriff ‚privat‘ im öffentlichen Diskurs Verwendung findet, und der Dauerproblematisierung, mit der er sich in der akademischen Debatte konfrontiert sieht. Der vorliegende Beitrag reagiert auf diese Diskrepanz, indem er sozial- und praxistheoretisch die Ungleichförmigkeit der vielfältigen Praktizierungsweisen des Privaten einerseits, und die neuartigen, digital induzierten Problemlagen andererseits theoretisch einfängt. Zu diesem Zweck erfolgt zunächst eine Bestimmung der sozialtheoretischen Parameter des Privatheitsproblems. Darauf basierend wird Privatheit im nächsten Schritt als plurale Praxis der Teilhabebeschränkungen zur Etablierung von Erfahrungsspielräumen konzipiert. Die so entwickelte Konzeption wird daraufhin im Rahmen eines quasi-empirischen Praxistests in die Theoriefigur einer Negativen Akteur-Netzwerk-Theorie überführt, um nachzuweisen, dass sie die Vielfältigkeit des Privaten analytisch zu erfassen vermag. Abschließend wird mit ihrer Hilfe dann auf die spezifische Problematik des Digitalen eingegangen.