Psyche 75 (4):291-316 (
2021)
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Abstract
Eine tragfähige affektive Beziehung wird als Grundlage für reflexive kooperative Prozesse in der psychoanalytisch orientierten Therapie erachtet. Was ist die Essenz dieser affektiven Bindung (des Attachments)? Es werden zwei bildhafte Konzepte entwickelt: das affektive Feld und die Trajektorie. Letztere ist als ein Weg der affektiven Information zwischen den Protagonisten gezeichnet. Jedes Selbst hat ein affektives Feld. Die Felder zwischen zwei Selbsten werden verknüpft, jedoch nicht im Sinne der Feldtheorie, die eine eigenständige Entwicklung eines gemeinsamen Feldes postuliert. In einem wissenschaftstheoretischen Exkurs werden die Ansätze »Feld« und »two singles« als gleichwertige Möglichkeiten diskutiert, Intersubjektivität zu verstehen. Die affektive Beziehung entwickelt sich zunächst zu den beiden Funktionen der resonanten und der responsiven Relation, um dann zunehmend durch die kognitive überlagert zu werden. Affektive Kommunikation ist nicht identisch mit der affektiven Bindung. Es werden Störungen im Bereich der Psychosen und Formen früher Störungen beschrieben. Die Ergebnisse der Bindungsforschung sind bekannt, spielen aber in dieser klinisch ausgerichteten Arbeit nur hintergründig eine Rolle.