Trivialisiert die Annahme analytischer Sätze den wissenschaftlichen Fortschritt?

In Cognitio Humana - Dynamik des Wissens und der Werte. XVII. Deutscher Kongress für Philosophie. Workshop-Beiträge Band 1. Berlin, Deutschland: pp. 603-610 (1997)
  Copy   BIBTEX

Abstract

Analytische Sätze, die kraft Definition wahr sein sollen, schaden der Naturwissenschaft oder trivialisieren ihren Fortschritt: So lautet einer der Kritikpunkte, die Quine in seinem Feldzug gegen die Unterscheidung zwischen synthetischen und analytischen Sätzen vorgebracht hat. Sie schaden, so Quine, weil sie nicht revidiert werden dürfen und damit die Wahlfreiheit beim Theorienwandel über Gebühr einschränken. (Hätte sich z.B. Einstein vom analytischen Status der newtonischen Impulsdefinition beeindrucken lassen, so hätte er die Relativitätstheorie nicht formulieren können). Oder sie trivialisieren den Fortschritt, weil sich durch Preisgabe analytischer Sätze bloß die Sprache ändert – und wie soll uns eine Änderung der Begriffe vorwärtsbringen? Um dieser Herausforderung zu begegnen, müssen wir Sprach- und Theorienwandel auseinanderdividieren. Im Falle einer wissenschaftlichen Revolution findet beides gleichzeitig statt. Trotzdem kann man die Beobachtungskonsequenzen der neuen Theorie (mithilfe des Ramsey-Satzes) mit denen der alten vergleichen; und mithilfe des Carnap-Satzes kann man den jeweiligen analytischen Anteil der beiden Theorien extrahieren. Es war Carnaps Fehler, diesen Schachzug zur Definition des Begriffs vom analytischen Satz heranzuziehen. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Mithilfe einer holismustauglichen Definition von "analytisch" lässt sich zeigen, dass die Carnap-Sätze analytisch sind. Hier die Grundidee der fraglichen Definition: Ein Satz ist analytisch, wenn sich der empirische Gehalt keiner Gesamttheorie dadurch ändert, dass man ihr den Satz einpflanzt.

Links

PhilArchive

External links

  • This entry has no external links. Add one.
Setup an account with your affiliations in order to access resources via your University's proxy server

Through your library

Similar books and articles

Indexikalität und Gewissheit.Bertram Kienzle - 2005 - Zeitschrift für Philosophische Forschung 59 (3):358 - 381.
Het beginsel Van voldoende grond.C. Schoonbrood - 1956 - Tijdschrift Voor Filosofie 18 (4):531-578.
Zur Unterscheidung von logischer und faktischer Wahrheit.Ursula Neemann - 1981 - Zeitschrift Für Allgemeine Wissenschaftstheorie 12 (1):75-97.
Aussagesatz und Sachverhalt.Hermann Weidemann - 1982 - Grazer Philosophische Studien 18 (1):75-99.
Aussagesatz und Sachverhalt.Hermann Weidemann - 1982 - Grazer Philosophische Studien 18 (1):75-99.
Philologisch-philosophische Antithesen.Reinhardt Brandt - 2005 - Kant Studien 96 (2):235-242.
Begrijpelijkheid en voldoende grond.Cl Schoonbrood - 1964 - Tijdschrift Voor Filosofie 26 (3):383 - 404.

Analytics

Added to PP
2022-06-20

Downloads
192 (#104,473)

6 months
44 (#107,004)

Historical graph of downloads
How can I increase my downloads?

Author Profiles

Olaf L. Müller
Humboldt University, Berlin
Olaf L. Müller
Humboldt-University, Berlin

Citations of this work

Add more citations

References found in this work

No references found.

Add more references