Abstract
Spätestens seit Heideggers Auseinandersetzung mit Friedrich Hölderlin kann dieser als ein Lieblingsdichter der Philosophen und Philosophiehistoriker gelten. Heideggers Deutung hat eine Flut von Sekundärliteratur hevorgebracht, wobei allerdings nicht selten der Heideggerschen Mythologisierung Hölderlins zum »Dichter des Seins« unkritisch das Wort geredet wird. In den letzten Jahrzehnten wurde aber auch Hölderlin als Philosoph unter den Dichtern der klassischen deutschen Literatur in verstärktem Maße entdeckt. Im Zuge dieser Entdeckung sind eine Reihe wichtiger Arbeiten entstanden, durch welche die Forschung wesentliche Impulse erhalten hat. Hier sei vor allem auf die Publikationen von Gerhard Kurz, Friedrich Strack, Dieter Henrich, Ulrich Gaier und Manfred Frank hingewiesen. Die genannten Autoren haben es unternommen, vor allem das theoretische Werk Hölderlins im Kontext der Entstehungs- und Entfaltungsgeschichte des deutschen Idealismus zu verorten und seine vielfältigen Korrespondenzen zum Denken des ausgehenden 18. Jahrhunderts offenzulegen. In der Linie dieser jüngeren Forschung ist auch Violetta Waibels Studie »Hölderlin und Fichte 1794–1800« zu betrachten.