Wissen und wahre meinung
Abstract
Wissen kann sich nicht in wahrer Meinung erschöpfen. Das ist ein in der Diskussion um ei- nen adäquaten Wissensbegriff fast einhellig akzeptierter Gemeinplatz. Der Grund dafür ist ein- fach und auf den ersten Blick einleuchtend. Unserem normalen Gebrauch des Wortes „Wissen“ zufolge würden wir von jemandem, der aufgrund bloßen Ratens zu der Überzeugung kommt, daß beim nächsten Spiel die Roulettekugel auf der Zahl 34 liegen bleibt, auch dann nicht sagen, er habe gewußt, daß es so kommen werde, wenn das Ergebnis tatsächlich eintritt. Wir unter- scheiden zufällig wahre Überzeugungen von solchen, die nicht zufällig, sondern z.B. aufgrund sorgfältigen Überlegens zustandegekommen sind. Nur im zweiten Fall sprechen wir von Wis- sen; bloß zufällig wahre Überzeugungen haben keinen Anspruch auf diesen Ehrentitel. „Bloß zufällig wahr“ nennen wir Überzeugungen, die auf eine Weise zustande gekommen sind, die mit ihrer Wahrheit nichts zu tun hat: durch Raten, Vorahnungen, Überredung usw.