Wien, Österreich: Klever Verlag (
2017)
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Abstract
„,Gelegenheits-Philosophie‘ ist dasjenige Philosophieren über Lebenssituationen, das aus diesen Situationen selbst entspringt. Es ist nicht die Philosophie, die Schwierigkeiten hervorbringt, vielmehr das schwierige Leben, das Philosophie produziert.“ (Günther Anders)
Günther Anders (1902–1992) ist immer noch fast ausschließlich als Technik-Kritiker und Philosoph des Atomzeitalters bekannt. Als ein Mahner und Warner also, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, die Diskrepanz zwischen dem menschlichen Herstellungs- und Vorstellungsvermögen philosophisch zu analysieren und in der politischen Praxis deren Folgen zu bekämpfen. In der Fokussierung auf den Warner und Aktivisten Anders ging aber verloren, dass dessen Werk mehr zu bieten hat als jene Kritik und jenen Aktivismus, die erst mit seiner Rückkehr aus dem Exil 1950 maßgeblich wurden. Max Beck wirft neue Schlaglichter auf Anders’ mittlere Schaffensperiode und damit bislang vernachlässigte Aspekte seiner Philosophie. Er analysiert die besondere, im weitesten Sinne essayistische und dialogische Form der Philosophie, die wiederum Ausdruck seiner sogenannten Gelegenheitsphilosophie ist. Diese spezifische Form und Methode wird vor dem Hintergrund eines prägnanten Abschnitts seiner Biographie erläutert, über die bislang in der Forschung nichts Substanzielles zu finden ist: die kalifornische Exilzeit.
Konrad Paul Liessmann schreibt in seinem Vorwort:
„Seine Selbstetikettierung als Gelegenheitsphilosoph hat aber selbst eine aufregende Geschichte und Vorgeschichte. Das vorliegende, vorzügliche Buch von Max Beck erzählt diese Geschichte und macht dabei auch deutlich, wie sehr diese Philosophie wesentlich vom Einsatz unorthodoxer, literarischer Formen lebte, welche Rolle der Essay, die Tagebuchaufzeichnung, der Aphorismus oder der fingierte Dialog für die Schärfung von Gedanken, die sich an den vermeintlichen Gelegenheiten des Lebens entzünden können, spielen. Günther Anders selbst wäre wohl erstaunt gewesen über ein Buch, das stimmig ein Motiv seines Lebens und Denkens verfolgt, das er selbst nur als disparat und zersplittert hatte wahrnehmen können.“