Abstract
Deliberative Polls sind ein bestimmter, besonders anerkannter und erfolgreicher Typus deliberativer Mini-Öffentlichkeit. Sie können im Rahmen der Deliberativen Demokratietheorie als Vorrichtung für die Konstruktion eines rationalen kollektiven Willens verstanden werden. Angesichts dieser ohnehin konstruktivistischen und auf die Performativität der Rede abstellenden Selbstbeschreibung ist zunächst die Frage zu klären, welchen analytischen Mehrwehrt eine konstruktivistisch-soziologische Analyse gegenüber der konventionellen Deliberationsforschung geltend machen kann. Der hier vertretene soziologische Ansatz ist in jenem Sinne konstruktivistisch, dass er zu der Selbstbeschreibung des Verfahrens auf Distanz geht und den Sinn einzelner Verfahrensschritte nicht aus dem propagierten Gesamtzweck des Verfahrens, sondern aus ihrer empirischen Prozesslogik selbst ableitet. Die konkreten Implikationen eines solchen Vorgehens werden an der Analyse eines bestimmten Verfahrensschritts dieser Repräsentationspraxis verdeutlicht: der Fabrikation ‚neutraler‘ Briefing-Informationen für EuroPolis, einen EU-weiten Deliberative Poll.