Abstract
Die klassischen empirischen Studien der Chicago School of Sociology beschäftigen sich zwischen 1895 und 1940 mit den sozialen Folgen kapitalistischer Konkurrenzwirtschaft, Migration, Industrialisierung und Urbanisierung der Gesellschaft wie sie vor allem in benachteiligten Sozialräumen Chicagos sichtbar wurden. In den 1960er und 1970er Jahren thematisierte die Second Chicago School die negativen Nebenfolgen gesellschaftlicher Modernisierung. Aufgeworfen wurde die Frage, ob die zunehmende normative Integration der amerikanischen Gesellschaft gleichzeitig für die Exklusion, Etikettierung und Stigmatisierung von Menschen verantwortlich ist, die ‚normalen‘ Erwartungen der Mittelschichtsgesellschaft nicht entsprechen, um damit diese ‚Normalität‘ selbst als Problem darzustellen. Die Aktualität der dritten Generation besteht in einem Rückbezug auf die Fragestellungen der ersten Generation: Armut, Arbeits-, Wohnungslosigkeit, Rassismus und die Kriminalisierung von people of color sind die alten Themen, die in neuer Form wiedergekehrt sind.