Abstract
Ich thematisiere die beiden Konzeptionen als Varianten der wissenschaftlichen Weltsicht. Der Reiz des Vergleichs liegt aber weniger in den Gemeinsamkeiten als vielmehr in den Differenzen und den dabei hervortretenden Desideraten der beiden Konzeptionen. Heisenberg versteht sein Schichtenmodell nicht wie Hartmann als Fortsetzung und Zusammenfassung vorangehender philosophischer Bemühungen, sondern als einen Bruch mit den Hauptströmungen der philosophischen Tradition. In der geschichtlichen Entwicklung der Versuche um eine Bestimmung der Weltstruktur sieht er statt einer Generaltendenz, die langfristig auf eine Annäherung an die Wahrheit hinausläuft, tiefgreifende Diskontinuitäten zwischen den aufeinanderfolgenden epochalen Thematisierungsmöglichkeiten. Heisenbergs Motivation für die Suche nach einer Weltordnung ist den Intentionen von Hartmann damit geradezu entgegengesetzt. Er fragt nicht nach einer epochenübergreifenden Orientierung, sondern nach einer epochenspezifischen Charakterisierung der Welt, deren zukünftig möglicher Geltungsverlust zum Maßstab neuer historischer Umbruchsphasen wird.
Die Desiderate der beiden Schichtenkonzeptionen gehen teils auf die nachfolgende Entwicklung der einzelwissenschaftlichen Erkenntnis, teils auf den seitherigen Wandel der auch alltagspraktisch wirksamen kulturellen Selbstverständlichkeiten zurück. Einige Schwächen könnten durch Anpassung an veränderte Wissensbedingungen behoben werden. In diesem Zusammenhang schlage ich die Einführung zweier neuer Schichten vor: Die subatomare Schicht der Quantenobjekte und die Schicht der in kosmischen Dimensionen wirksamen Materie- und Energieformen. Es lassen sich aber auch grundlegende Bedenken formulieren, die in Richtung einer Ordnung der Wirklichkeit weisen, die keiner Schichtenauffassung mehr folgt.