Abstract
ZusammenfassungWurde die Geschichte der Filmdigitalisierung jemals in Fragen der Beweis- und Wissensproduktion einbezogen? Die gerade stattfindende Digitalisierung von vielen Tausend Filmen des ehemaligen Instituts für den Wissenschaftlichen Film (IWF) gibt Anlass, über die Provenienz und Wiederverwendung von Filmbildern nachzudenken als auch über die Art und Weise, in der sie behaupten, wissenschaftliche (oder in diesem Fall historische) Evidenz zu produzieren. In den Jahren von 1956 bis etwa 1960 initiierte der deutsche Sozialdemokrat, Historiker und Filmemacher Friedrich „Fritz“ Terveen Filmreihen, die mit vorgefundenem Filmmaterial Hochschulstudent*innen über Zeitgeschichte aufklären sollten. Die erste kleine Filmreihe darunter warLuftschifffahrt in Deutschland, die vier kleine Filme mit gefundenem Filmmaterial über Zeppelinflüge umfasste, von denen die frühesten Bilder aus der Zeit um 1904 und die letzten aus dem Jahr 1937 stammen und die „Hindenburg-Katastrophe“ zeigen. In diesem Artikel soll gezeigt werden, wie Terveen die politische Landschaft des Geschichtsunterrichts in der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland zu gestalten suchte, indem er erstens danach strebte, ein bundesweites Bildarchiv mit historischen Filmdokumenten einzurichten und zweitens die politische Bildung einer neuen Generation junger Deutscher mithilfe des bewegten Bildes verbessern wollte.