Abstract
Der vorliegende Beitrag nimmt die unter anderem von Walter Benjamin zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Rahmen einer Auseinandersetzung um die konzeptionelle Ausrichtung der Germanistik geäußerte Forderung in Augenschein, dass der spekulative Drang zum Philosophischen mit der verweilenden Aufmerksamkeit fürs Einzelne zu kombinieren sei, um die gleichzeitige Geltung geistesgeschichtlicher Zusammenhänge und historischer Details, von konkretem Gegenstand und allgemeinem Wesen, in den Blick zu bekommen. Am Beispiel von Athanasius Kirchers Traktat Scrutinium physico-medicum von 1658 wird gezeigt, dass es an Benjamins Forderung eine frühneuzeitliche Annäherung gibt, in der die Wahrnehmungsform der spekulativen Aufmerksamkeit zu einer Möglichkeit wird, die Geistesgeschichte als Ergebnis eines Wechselverhältnisses zwischen Fokus und Entgrenzung zu verstehen.