Abstract
„Soziologie ist nicht angewandte, sondern abgeklärte Aufklärung; sie ist der Versuch, der Aufklärung ihre Grenzen zu gewinnen“. Diese Formulierung steht für den programmatischen Kern der Forschungsperspektive, die Niklas Luhmann von den späten 1960er Jahren bis zu seinem Tod im Jahre 1998 in einer beeindruckenden Anzahl von Publikationen ausgearbeitet hat. Die rhetorische Figur von einer „Abklärung der Aufklärung“, die auf Luhmanns Antrittsvorlesung in Münster aus dem Jahre 1967 zurückgeht, meint, wie es Armin Nassehi treffend formuliert, keineswegs „eine Dementierung der Aufklärung noch so etwas wie Antiaufklärung oder ‚Gegenaufklärung‘.“ Sie zielt darauf, die Aufklärung über sich selbst aufzuklären, d.h. die Betriebsprämissen abzuklären, auf denen der nicht unbescheidene Anspruch der Aufklärung aufbaut, „die menschlichen Verhältnisse frei von allen Bindungen an Tradition und Vorurteil aus der Vernunft neu zu konstruieren“.