Abstract
Bereits ein Jahr nach ihrer Amerikareise publizieren Gustave de BeaumontBeaumont, Gustave de und Tocqueville ihren Bericht über das amerikanische Gefängnissystem. Du système pénitentiaire aux États-Unis, et de son application en France erzielte unverhofft große Erfolge. Es erschien in drei Auflagen (1833, 1836 und 1845) und in mehreren Übersetzungen von so namhaften Autoren wie William Benjamin Sarsfield TaylorTaylor, William Benjamin Sarsfield in England, Francis LieberLieber, Francis in Amerika und Nikolaus Heinrich JuliusJulius, Nikolaus Heinrich, der die deutsche Ausgabe besorgte. In Zeitungen und Zeitschriften erhielt die Schrift begeisterte Kritiken. Das Besondere des Werkes erschöpfte sich aber nicht allein in der erfahrungswissenschaftlichen Deskription des amerikanischen Gefängniswesens; es war vor allem dazu angedacht, Reformvorschläge für Frankreichs Strafvollzug zu unterbreiten. Das „klassische Werk des Gefängnissystems“ wurde schließlich mit dem Monthyon-Preis der Académie des Sciences morales et politiques ausgezeichnet. Ein Grund für die große Aufmerksamkeit, mit der das Werk bedacht wurde, lag vor allem darin, dass die Gefängnisdebatte Ende des 18. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Herzstück der liberalen Reformbewegung wahrgenommen wurde. Ursache für eine solche Einschätzung waren weitreichende gesellschaftliche und rechtliche Debatten, die den Diskurs über das Gefängniswesen nachhaltig prägten.