Psyche 71 (6):453-478 (
2017)
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Abstract
Unter Rückgriff auf die im Affektsystem von Beginn an verfügbare Semiotik des Ausdrucks verfolgt der Autor die Idee, dass der Affektausdruck des Anderen Organisationskern der kindlichen Persönlichkeit ist und dass die frühen Repräsentationsformen Gesichts- und Lautperzepte sind. Das Kleinkind wird mit einer Fülle von Leitaffekten der elterlichen Projektionen konfrontiert. Diese »emotional scripts« werden bis ins Erwachsenenalter weitergeführt, wie an fünf Fallvignetten von Patienten illustriert wird. Der Autor versucht zu zeigen, dass diese »affektiven Drehbücher« geändert werden können, wenn es gelingt, den sie tragenden Affekt durch einen anderen zu ersetzen. Diese Überlegungen führen zu einer Neufassung des Vorgangs der Spaltung. Im zweiten Teil der Arbeit werden, ausgehend von der Tatsache, dass eine Reihe von Personen eine extreme Reduktion der affektiv-expressiven Motorik in dyadischen Interaktionen aufweisen und dass ihr Verhalten von ihren Interaktionspartnern unbemerkt kopiert wird, Überlegungen angestellt – u.a. unter Rückgriff auf die Konzepte der Desaffektualisierung von Moser, der Beta-Elemente von Bion und der Desobjektalisierung von Green –, wie man dieses Phänomen verstehen kann. Abschließend werden Behandlungsansätze diskutiert.