Abstract
Die politischen Auseinandersetzungen zwischen Restauration und Reformbewegung im Deutschland der 1830er Jahre sind schon häufig zum Gegenstand gemacht worden, und ebenso die wenig rühmliche Rolle, die die damalige Theologie und Kirche in diesen Auseinandersetzungen gespielt haben. Das Besondere an Marilyn Masseys Darstellung dieses Themenkreises ist es aber, daß sie es versteht, die innere Einheit der damaligen theologischen und politischen Optionen klar herauszustellen - am Beispiel von David Friedrich Strauß’ Leben Jesu. Daß diese Einheit in bisherigen Arbeiten über die damalige Epoche bislang nicht wirklich erfaßt worden ist, sieht Massey ganz zu Recht in der Struktur des gegenwärtigen Forschungsbetriebs begründet: Die Aufspaltung historischer Gegenstände unter die Philosophie, die Theologie, die Literaturgeschichte, die Sozialgeschichte, und die Politikwissenschaft verhindert gerade diejenige Erkenntnis der Phänomene, die sie doch eigentlich befördern sollte.