Abstract
Miltons Gedicht “Lycidas” leistet Trauerarbeit zu besonderen Bedingungen. Es erkennt und durchbricht die der elegischen Tradition eigene Melancholie, entlarvt und verwirft den der Melancholie eigenen Narzißmus, entwirft und hinterläßt ein der Tradition kongeniales Nachbild illusorischen Trosts. Als “counterplot” zum verfehlten Gegenbild christlicher Trauer treibt die antike Wiedergewärtigung des Todes (Et in Arcadia ego) im bukolischen Schema hervor, was angesichts steigender Melancholie (Benjamin) als Trauer Arbeit verlangt (Freud). “A poem nearly anonymous” (Ransom), “A poem finally anonymous” (Fish), schreibt sich Trauer, die nicht Melancholie ist, ein auf der Rückseite der verweigerten Bedeutungen, ein in die Form der Verweigerung selbst.