Abstract
ZusammenfassungDer niederländische Tierpsychologe Frederik J. J. Buytendijk (1887–1974) entwickelte in seinen Forschungen der 1920er und 1930er Jahre in Abgrenzung zum Behaviorismus eine antireduktionistische Zugangsweise auf Verhaltensexperimente. So bezog er in seinen Experimentalpraktiken explizit die subjektive Erfahrung des Versuchsleiters mit ein. Damit entwarf Buytendijk eine Wissenschaftstheorie, die methodologisch auf die Phänomenologie, Hermeneutik wie auf gestalttheoretische Ganzheitskonzepte zurückgriff, quantitative Datenerhebungen aber dennoch nicht aufgab. Vielmehr untersuchte Buytendijk auf der Grundlage des Biotheoretikers Jakob von Uexküll (1864–1944) in seinem physiologischen Institut in Groningen konkret die These einer „Tier-Umwelt-Einheit“. Der vorliegende Beitrag ermittelt anhand der institutionellen Rahmenbedingungen und zweier Experimente (1924 und 1931), inwiefern Buytendijk seine Aussage, dass das Tier „mit und in seiner Umwelt geboren [ist]“, die zugleich sein wissenschaftsphilosophisches Konzept stützte, zu verifizieren wusste. Dass die Umwelt dem Tier ein Organ ist, ist bei Buytendijk dementsprechend nicht nur metaphorisch, sondern ganz real zu verstehen.