Abstract
Auch wenn er selbst als Jugendlicher den christlichen Glauben seiner Kindheit verloren hat, ist Tocqueville jemand, der während seines ganzen Lebens einerseits wieder nach diesem Glauben sucht, und andererseits auch die Rolle dieses Glaubens – und des religiösen Glaubens schlechthin – für das geordnete und vor allem auch freie menschliche Zusammenleben untersucht und hervorhebt. Das Christentum und die freie demokratische Gesellschaft, so ließe sich eines der Grundanliegen Tocquevilles zusammenfassen, sind nicht nur miteinander vereinbar, sondern sie verweisen auch aufeinander. Vor allem in der Einleitung zum ersten Band der Démocratie ist Tocqueville darum bemüht zu zeigen, dass man den Vormarsch der Demokratie als ein gottgewolltes Geschehen betrachten muss, wobei Gott es den Menschen überlassen hat, diesen Vormarsch in die Richtung der freien oder der despotischen Demokratie zu lenken.